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Aufbau einer Familienmosterei in Altenboitzen

Seit dem Jahr 2009 betreibt Herr Martin Meyer eine kleine ländliche Lohnmosterei. Zum Ende des Jahres 2015 verkaufte der damalige Verpächter die Immobilie, in der die Mosterei betrieben wurde. Es wurde eine Ersatzlösung gesucht und ein Kompromiss gefunden. So wurde ein ausgemusterter LKW-Anhänger zur Mosterei umgebaut. Diese Zwischenlösung funktioniert, jedoch mit erheblichen Einschränkungen.

Im Mai 2018 wurde ein Grundstück in Altenboitzen mit Wohnhaus und einem kleinen Wirtschaftshof erworben. Auf diesem Hof kamen die Planungen auf, die Mosterei wieder stationär zu errichten, die vorhandenen Kapazitäten effektiv zu nutzen und dieses schöne alte Gewerbe wieder aufleben zu lassen.

Im letzten Jahr wurde in der Vogelpark-Region auf großen Flächen Streuobstwiesen angelegt. Nach und nach kommen die Apfelbäume auf diesen Obstwiesen in den Ertrag. Durch den Verarbeitungsbetrieb soll das Projekt Streuobstwiesen und Streuobst im Heidekreis/ Niedersachsen nachhaltig gestärkt und gefördert werden. Um eine nachhaltige und sinnvolle Nutzung der Flächen zu gewährleisten, sollten die anfallenden Obst / Apfelmengen auch verarbeitet und vermarktet werden. Mosten ist aktiver Naturschutz. Es dient dem Erhalt von Artenvielfalt und Biodiversität durch die Nutzung vorhandener und wachsender Obstbaumbestände. Die Mosterei ist im Streuobstwiesenprojekt des Heidekreises engagiert und in der Ortsgruppe Walsrode des BUND aktives Mitglied.

Die Mosterei soll in erster Linie ein Ort der Verarbeitung, als auch des Austausches im Hinblick auf die Vermarktung von Streuobstprodukten sein: Kindern den Zugang und das Verständnis zum Thema Obst aus dem eigenen Garten näher zu bringen, Workshops um Obst aus dem eigenem Garten selber zu verarbeiten, wie z.B. je nach Saison als Holunderblütensirup, Holundersaft, Rhabarbernektar, Kompott, Fruchtaufstriche etc. Hierdurch wird eine große Chance, die Lebensqualität im ländlichen Bereich erheblich zu steigern, gesehen.

Gerade auch sortenreine Apfelsäfte sind stark im Kommen und die Nachfrage hiernach steigt stetig an. In formschöne Langhalsflaschen abgefüllt, lässt sich dieser „Premiumsaft“ eher mit einem guten Wein als mit herkömmlichem Saft vergleichen.

Auch die Vermarktung von Cidre nimmt bundesweit Fahrt auf und ist auch für die Weiterverarbeitung/ Vermarktung von Streuobst sehr interessant.

Vielen diesen hochwertigen Produkten geht das sorgfältige und fachgerechte Mosten voraus. Um diesen Säften ein gebührendes Äußeres zu verleihen, sollte ein entsprechender, formschöner Flaschentyp mit Schraubverschluss verwendet werden. Diese Flaschen müssen maschinell befüllbar sein.

Sortenreine Apfelsäfte aus alten Apfelsorten werden von namhaften Keltereien zu deutlich höheren Preisen gegenüber den „normalen“ Säften verkauft. Geschmacklich bleiben diese aufgrund der industriellen Abläufe der Großkeltereien deutlich hinter den in z.B. kleinen Mostereien hergestellten naturbelassenen Säften zurück. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Mosterei in der Lage ist die Produktionsabläufe individuell auf den Reifegrad der jeweiligen Apfelsorte anzupassen. Denn: „Jeder Apfel hat eine Stunde“. Auf den Vorteil diese besondere Qualität der Arbeit zu nutzen, gilt es nicht nur in Zusammenarbeit mit den Streuobstwiesenbesitzern einzugehen, sondern für jeden Anwohner lokale, hochwertige Lebensmittel herstellen zu können.

Ein weiteres Ziel ist es, die Streuobstwiesenbetreiber zu bündeln um eine Regionalmarke in Bioqualität zu generieren. Auf diese Weise schließt sich der Kreis und die Anlagen werden entsprechend gepflegt. Denn durch die Chance das eigene Obst als Anteil eines sinnvollen Verbands zu vermarkten, liegt die Pflege der Anlagen auch wirtschaftlich im Interesse des Betreibers. Durch diese Vermarktungsinitiative wird die Förderung von Streuobstwiesen nachhaltig Sinn machen und Streuobst nicht mehr nur ins „blaue“ gefördert.

Dadurch eröffnet sich für den Streuobstwiesenanleger neben dem ökologischen Aspekt ein wirtschaftliches Feld. Um das Angebot effizient und qualitativ hochwertig anbieten zu können, sowie die nun größer werdenden Mengen an Streuobst souverän zu verarbeiten, sind Baumaßnahmen und Anschaffungen notwendig.

Am Projekt beteiligt: Mosterei Martin Meyer & Annette Alvermann

Kofinanzierung: Stadt Walsrode & Landkreis Heidekreis

Umsetzung: seit 2019